top of page

Gesundheit - Hildegard von Bingen



Gesundheit - Hildegard von Bingen

Die Moxibustion – das Setzen von Brennkegeln


„Die Moxibustion ist zu jeder Zeit gut und vorteilhaft, weil es, wenn es vorsichtig erfolgt, die Flüssigkeit und schleimigen Säfte unter der Haut verringert und dem Körper Gesundheit verleiht. Es ist ebenso für junge wie für alte Menschen geeignet; für junge deshalb, weil dann, wenn ihr Fleisch und ihr Blut in der Jugend noch zunehmen, sich auch die schädlichen Säfte in ihnen vermehren; für alte aber, weil dann, wenn bei ihnen im Alter das Fleisch und Blut abnehmen, schleimige Säfte zwischen ihrer Haut und ihrem Fleisch zurückbleiben...“


Das Setzen von Brennkegeln eignet sich besonders gut zur Behandlung von Muskelverspannungen, Gelenkrheuma und Kopfschmerzen, weil sich die Blutgefäße durch die Erwärmung öffnen und damit eine bessere Durchblutung gewährleistet wird.



Die inneren Organe des Menschen


„Die Seele ist feurig, luftartig und feucht, und sie besitzt das ganze Herz des Menschen. Die Leber erwärmt das Herz, die Lunge bedeckt es, und der Magen ist im Körper des Menschen ein innerer Raum für die Aufnahme der Speisen. Das Herz ist der Sitz des Wissens, die Leber der Sitz des Ge­fühls, die Lunge ist wie eine Blattader der Vernunft, und der Mund ist das Sprachrohr für das, was der Mensch äußert, und der Empfänger des­sen, was den Körper erquickt; er bringt die Stimme hervor, nimmt aber die Stimme nicht auf. Aber das Ohr nimmt die Stimme auf, bringt aber die Stimme nicht hervor...“


Die Aussage Hildegards zeigt, dass im Menschen von Natur aus immer eine ganzheitliche Situation herrscht. Die Organe sind nach Hildegard auch für das Seelenleben und das Geistige in uns verantwortlich.



Die Gesichtsfarbe eines kranken Menschen


„Wenn ein Mensch krank im Bett liegt und rot im Gesicht ist, hat er in folge kranker Eingeweide ein krankes, giftiges Blut. Und deshalb ist er im Gesicht rot.... Ein solcher Mensch ist nicht traurig, sondern ziemlich fröhlich, und er ist in seiner Krankheit erträglich. Wer während seiner Krankheit blass und mager ist, bei dem verbindet sich die Schwarzgalle mit einer Lähmung, so dass er davon kalt wird. Wegen dieser Kälte ist er im Gesicht blass und sein Fleisch gedeiht nicht und wächst nicht an ihm. Ein solcher Mensch ist während seiner Krankheit traurig und neigt leicht zum Zorn.“


Die Gesichtsfarbe des Kranken zeigt den Menschen seiner Umgebung be­reits, ob man es mit einem angenehmen oder gereizten Patienten zu tun hat.



Der Zusammenhang zwischen großer sommerlicher Hitze und den ver­schiedenen Nahrungsmitteln


„Isst ein Mensch im Sommer, wenn er innerlich sehr warm ist, sehr kalte Speisen, löst er leicht die Gicht in sich aus. Isst er aber sehr warme Spei­sen, wenn er im Sommer innerlich sehr warm ist, bildet er in sich das Phlegma. Daher soll der Mensch im Sommer mäßig warme und kalte Speisen zu sich nehmen, und diese verschaffen ihm gutes Blut und ge­sundes Fleisch. Wenn der Mensch im Sommer, wenn er innerlich sehr warm ist, viel isst, wird sein Blut infolge des vielen Essens übermäßig warm, die Säfte verschlechtern sich und das Fleisch seines Körpers schwillt an, und wird unnatürlich aufgetrieben, weil dann die Luft zu warm ist. Wenn er dann nur mäßig isst, schadet es ihm nicht, sondern er bleibt gesund.“


Im Sommer also nur mäßig viel lauwarme bis warme Speisen zu sich nehmen, damit der Körper bei Kräften bleibt.



Das Niesen


„Wenn das Blut des Menschen in seinen Adern nicht munter und rasch ist, sondern daliegt, als ob es schliefe, und wenn auch die Säfte in ihm nicht rasch sondern nur träg fließen, bemerkt dies natürlich die Seele und erschüttert durch das Niesen den ganzen Körper und lässt das Blut und die Säfte des Menschen wieder aufwachen und in ihre richtige Ver­fassung zurückkehren. Würde nämlich das Wasser nicht durch Stürme und Überschwemmungen in Bewegung gehalten werden, würde es faulig werden; und so würde auch der Mensch innerlich verfaulen, wenn er nicht niesen würde oder seine Nase nicht durch Schnäuzen reinigen würde.“


Hildegard will damit die Bedeutung des Niesens näher bringen: durch das Niesen werden die träge fließenden Säfte (z.B. bei geschwollenen Ne­benhöhlen bei Schnupfen) wieder „erweckt“.



Warum der Mensch nicht schwimmt


„Weil der Körper des Menschen schwer ist und weil er mit den Händen arbeitet, mit den Füßen geht, eine aufrechte Körperhaltung hat und auch nicht viel vom Wesen der Luft und des Wassers hat, kann er von Natur aus nicht im Wasser schwimmen, es sei denn, dass er dies einmal von selber lernt. Die Tiere aber haben die Kraft in den Beinen, gehen nach vorn geneigt und werden wie vom Wind an den Beinen bewegt. Daher können einige von ihnen von Natur aus schwimmen, weil sie so, wie sie an Land nach vorn geneigt gehen, auch im Wasser nach vorn geneigt schwimmen. Das tut der Mensch nicht, weil er völlig aufrecht geht und sich beim Schwimmen nach vorn beugt und sich ausstreckt.“


Hier können wir nachlesen, dass der Mensch eben nicht von Natur aus schwimmen kann. Dies wird heute häufig falsch dargestellt, wenn es um das „Babyschwimmen“ geht. Man sollte es nicht damit verwechseln, dass das Kleinkind sich zwar im warmen Wasser (Badewasser) wohl fühlt, je­doch nur mit der haltenden, sicheren Hand des Vaters oder der Mutter.


Die Empfängnis eines Menschen


„... danach kommt der Hauch des Lebens und berührt dieses Gebilde, ohne dass es die Mutter weiß, wie ein heftiger warmer Wind und strömt hinein ...aber noch ist in dieser Gestalt eine so große Schwäche, dass sie sich nicht bewegen kann, sondern nur daliegt, schläft und nur wenig at­met ...Nun bewegt sich das Kind, und die Mutter fühlt es und von da an bleibt es immer in Bewegung.“



Die Harmonie zwischen Leib und Seele


„Solange Körper und Seele miteinander zu leben haben, tragen sie einen gewaltigen Konflikt miteinander aus, da die Seele leidet, wo immer das Fleisch an Sünden ergötzt wird... Die Seele liebt ihren Leib und hält ihn für ein schönes Gewand und eine erfreuliche Zier ...Der Mensch wandte sich „gegen Norden“, die Gegend der Gottesferne …seitdem ist das Verhält­nis Seele-Leib belastet, und es fällt oft schwer, die beiden in Überein­stimmung zu bringen...“


An diesen Texten kann man erkennen, wie wichtig es für Hildegard ist, die eigenen Schattenseiten (Kummer, Sorge, Leiden) näher zu betrachten und eine gute Einstellung dazu gewinnen, um Körper und Seele in Ein­klang und Harmonie zu bringen, wozu nach ihrer Ansicht auch das Verhältnis des Menschen zu Gott zu gehört.



Geschwächte Menschen und Kinder, denen es an Appetit fehlt


„Und wer sogar so krank ist, dass er kein Brot essen kann, der nehme Gerste und Hafer in gleichen Gewicht und füge etwas Fenchel bei und koche (das) gleichzeitig in Wasser und trinke ihn wie eine Brühe.“


Rezept: 1 Essl. Gerste, 1 Essl. Hafer, 2 Teel. Fenchel mit 1 l Wasser ca. 25 Minuten kochen, abseihen und eventuell mit etwas Zimt verfeinern.



Den Stoffwechsel anregen statt Abführmittel einnehmen


„... (abführende) Getränke, die den Magen reinigen, nützen den Men­schen nicht... Und wenn die schlechten Säfte im Menschen überhand nehmen, dann bilden sie manchmal in ihm einen nebligen Qualm ...dieser bereitet sich in seinen Eingeweiden aus, bringt die übrigen Krankheitserreger in Bewegung und lässt die aufgenommene Nahrung weder durch den richtigen, natürlichen Eingang in den Magen gelangen noch durch den richtigen, natürlichen Ausgang austreten...“


Abführmittel einnehmen geht schnell und erleichtert vorerst, aber die Ursache für die schlechte bis ungenügende Verdauung wurde damit nicht berücksichtigt. Also lieber verdauungsfördernde Nahrungsmittel und Gewürze einsetzen und damit das Übel an der Wurzel packen.

8 views0 comments
bottom of page