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Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)

Sehr giftig


Bilsenkraut

Wirkung:

stark giftig, in kleinen Mengen krampflösend und sekretionshemmend, hallugen

Anwendungsbereiche:

(Bronchialasthma, schmerzhafte Koliken, zur Mundspülung bei starken Zahnschmerzen, starke Krämpfe im Darm, bei Tremor (unwillkürliche Körperbewegungen oder Zittern z.B. bei Parkinson, im Alter oder nach Alkoholentzug, usw.), Hirnleistungsstörungen, Husten, Halsschmerzen, Harnverhalten, Lähmungen des Schließmuskels, Rheuma, Krampfhusten, Muskelkrämpfe, Reizhusten, Epilepsie, Schüttellähmung, Delirium, bei Menschen die zu Jähzorn neigen, häufig aufgebracht sind und eifersüchtig) - verschreibungspflichtig in Apotheken

Verwendete Pflanzenteile:

Blätter

Sammelzeit:

Blütezeit


Zu finden:

Die Pflanze steht unter Naturschutz und ist streng geschützt. Auf Schuttplätzen und Ödland.

Inhaltsstoffe:

Hyoscyamin, Skopolamin, Alkaloide, Flavonoide, Gerbstoffe, Atropin


Sonstiges:

🛑 Achtung: Vergiftungserscheinungen können sein: Bewusstseinsstörungen, Rauschzustände mit Wahnsinnsanfällen und Gedächtnisverlust, Krämpfe, Trockenheit im Mund und Erbrechen, Atemlähmung bis hin zum Tod. Bei Vergiftungserscheinungen ist sofort ärztliche Hilfe zu holen!


Auch Bilsenkraut auf Tierweiden ist gefährlich, denn es ist bis auf Schweine für alle Tiere giftig.


Die typischerweise auftretenden Nebenwirkungen beim Genuss von Nachtschattengewächsen sind starkes Durstgefühl, Schwindel, Kopfdruck und allgemeines Vergiftungsgefühl.


Bilsenkraut wird 30 bis 90 cm hoch und hat einen üblen Geruch. Die Pflanze hat blättrige, dicke, haarige, weit verzweigte, aufrechte Stängel. Sie ist eine ein- oder zweijährige Pflanze, wobei die zweijährige Pflanze nur für Heilzwecke verwendet wird. Die gelappten, wechselständigen Blätter sind graugrün oder gelblich-grün gefärbt und haben weiße Adern. Sie breiten sich wie eine Rosette aus und sind grob gezähnt, groß und breit. Die Blätter werden bis zu 15 cm breit und 20 cm lang. Die 5-blättrigen Blüten sind trichterförmig und haben eine bräunlich-gelbe Farbe mit dunkelvioletten Adern. Die Blüten sind in einem lang gestielten Blütenstand an den oberen Blättern angeordnet, wobei die jungen Blüten am spitzen Enden sitzen. Sie haben einen Durchmesser von bis zu 5 cm. Die 5-lappige, urnenförmige Frucht ist 2,5 cm groß. Jede Frucht ist mit Hunderten von winzigen schwarzen Samen gefüllt. Die Wurzel des Bilsenkrauts sind weißlich gefärbt. Die Hauptwurzel ist gedrungen und verzweigt.


Bilsenkraut ist eine der wichtigsten Zauber- und Rauschpflanzen der Antike. In einer westeuropäischen Heilschrift aus dem 10. Jahrhundert findet sich die Rezeptur für eine Salbe mit Bilsenkraut, die "gegen das Volk der Elfen und nächtliche Besucher, und für Frauen, die mit dem Teufel fleischlichen Verkehr hatten" anzuwenden war. Der chinesische Arzt Li Shi-chen wies in seinen 25 Bänden umfassenden Heilschrift von 1595 unter anderem darauf hin, das Bilsenkrautsamen bei der Verständigung mit Dämonen und anderen Geistern hilfreich sei.


Bilsenkraut gilt auch als Aphrodisiakum und wird an einigen Orten geraucht.

Frauen des Mittelalters streuten die Samen vom Bilsenkraut ins offene Feuer der Badehäusern und erzeugten so erotische Stimmung.


Von den alten Germanen und anderen früheren Volksstämmen weiß man, dass sie Bilsenkraut, außer zum Regenzauber dazu benutzten, Bier und Met in ihrer Wirkung zu verstärken. Diese Getränke waren so massiv rauschhaltig, dass das heutige Starkbier dazu im Vergleich noch relativ milde ausfällt. Der Name der Stadt Pilsen und damit letztlich auch die Bezeichnung der Biersorte Pils geht auf die Bilsengärten zurück die in denen die Pflanze von den Brauereien angebaut wurde.


Bilsenkraut wurde wie Alraune und Schierling eingesetzt, um die Leiden zum Tode Verurteilter zu lindern. Das Kraut ist für Zauberer aus dem Mittelalter und Giftmischer ein oft verwendetes Mittel zur Schmerzlinderung, aber auch für Todestränke.

Eine Zutat in den Flugsalben der Hexen war Bilsenkraut auch, dazu sind sowohl Blätter als auch der giftige Samen verwendet worden. Viele starben daran oder wurden wegen Hexerei angeklagt.


Hildegard von Bingen: Wenn jemand das Kraut oder das aus den Körnern bereitete Öl äße, würde es in ihm ein todbringendes Gift bereiten. Aber wo Finnen (Larve des Bandwurms) im Menschen sind, dass sie ein Fleisch geschwürig machen, der zerreibe das Blatt an dieser Stelle und die Finnen werden sterben. Damit ein Betrunkener wieder zu sich kommt, lege das Kraut in Wasser und befeuchte seine Stirn, Schläfen und Kehle damit, und es wird ihm besser gehen.

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